Paukenschläge, jubelnde Bläser und Streicher, dann der Unisono-Aufruf des Chores: „Jauchzet, frohlocket! Auf, preiset die Tage!“ – das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach (1685 -1750) steht wie kaum ein anderes Stücke für die Freude des Festes, die Verkündigung der Weihnacht und einen tief empfundenen Glauben. Komponiert in sechs Teilen gehört es zu den beliebtesten und berühmtesten kirchenmusikalischen Werken – und sicher zu einem der anspruchsvollen.
Am ersten Advent hat das Gymnasium am Schloss mit einer gelungenen Interpretation der ersten drei Teilen das Publikum in der Alt-Saarbrücker Christkönigkirche in festliche Stimmung versetzt. Nicht nur die Kirche war an diesem 1. Dezember voll besetzt, auch im Altarraum wurde es eng: Etwa 160 Beteiligte wirkten bei der Aufführung mit. Dazu zählten Musikerinnen und Musiker der verschiedenen Chöre und Orchester des Gymnasiums, darunter 90 Schülerinnen und Schüler, von jung bis schon erfahren. Hinzu kamen einige Ehemalige, engagierte Eltern, Mitglieder des Homburger Sinfonieorchesters und Trompeter wie Gesangssolisten in Teilen von der Musikhochschule des Saarlandes. Vorne am Pult hielt Julia Stodtmeister die Fäden zusammen.
Im gemeinsamen Musizieren gelang es den Beteiligten in einer großartigen Leistung, die Leuchtkraft des Stückes in die Ohren und Herzen des Publikums zu tragen. Und dies zeigte sich vom ersten Teil, der die Geburt Christi im Stall thematisiert, über den zweiten, in dem es um die Verkündigung der frohen Botschaft an die Hirten geht, bis zum dritten, der die ureigene Geschichte der Weihnachtsnacht mit der Anbetung durch die Hirten beschließt. Dies alles geschah jeweils im Wechsel zwischen Rezitativen, Arien, Chören und mal still-besinnlichen, mal strahlenden Chorälen – unter anderem bei diesen wirkten auch die ganz jungen Sängerinnen und Sänger mit (Einstudierung Unter-und Mittelstufenchor: Valeria Metzler).
An diesem Sonntagabend demonstrierten alle ihre Klasse, ob es nun das klangstarke Orchester war – und dies in zarten wie temporeichen Stücken. Ebenso sicher und mit vollem Ton führte der für den erkrankten Tenor Matthieu Segui kurzfristig eingesprungene Michael Hasselberg durch die Erzählung, getragen von Aaron Theis (Klasse 12, Violoncello) und Chi-Hsien Kuan (Orgel). Hasselberg bewies sich zudem in der Arie an die Hirten („Frohe Hirten“) gemeinsam mit Annaliesa Nitt (Querflöte). Sehr schön und intensiv gestaltete Philipp Schneider die Bass-Partien, ausdrucksstark im Zusammenspiel mit Pei Hsin Kao (Trompete) in „Großer Herr und starker König“. Mit warmem Alt überzeugte Tamara Nüßl in den sanften Arien „Bereite Dich Zion“, „Schlafe mein Liebster“ und im wunderbaren Zwiegespräch mit Amélie Kalla (Klasse 11, Violine) in „Schließe mein Herze“. Sopranistin Eva Degitz zeigte unter anderem im Duett ("Herr, dein Mitleid") mit Philipp Schneider ihren leuchtenden Ton.
Beweisen konnten sich auch die Sängerinnen- und sänger des Eltern-Lehrer-Schüler-Chors: Von den ersten jubelnden Tönen über rasante Koloraturen bis zum still-andächtigen Choral „Ich will Dich mit Fleiß bewahren“ und dem Finale des dritten Teils im ehrfürchtig preisenden „Herrscher des Himmels“ streckte sich der Spannungsbogen.
Der lang anhaltende Applaus der Zuhörerinnen und Zuhörer zeigte: Dieser musikalische Auftakt in die Adventszeit wird lange nachhallen.
Ulrike Stumm