Bis zu den Ferien dauert es noch ein bisschen, doch reisen lässt es sich auch, ohne sich dazu von der Stelle zu bewegen. Wie das perfekt funktionieren kann, zeigten am Samstag, 15. Juni, die Chöre und Orchester des Gymnasiums am Schloss unter der Leitung von Valeria Metzler, Julia Stodtmeister und dem an dem Abend erkrankten Kiril Tsanevski bei ihrem Sommerkonzert in der Johanneskirche.
Mit „Un poquito cantas“ stimmte der Unterstufenchor gleich zu Beginn auf diese Reise von Europa über Amerika und Asien bis nach Afrika ein. Und aus dem „bisschen singen“ des Anfangs wurde in der Folge immer mehr. Doch bevor es so richtig los ging, war es an der Didaktikleiterin Anke Trautmann das Publikum zu begrüßen und auf die Weltumrundung einzustimmen: Da der Sommer ja noch auf sich warten lasse, sei es umso schöner, sich gedanklich und vor allem musikalisch auf den Weg zu machen.
Und dieser führte tatsächlich von Kontinent zu Kontinent, aufs Festland, auf Inseln, in den Süden und in den Norden, immer mit den entsprechenden musikalischen Zwischenstopps, die mal schwungvoll, mal atemberaubend virtuos, mal zart waren. Manche hatten Ohrwurm-Qualitäten, andere waren für viele eher Neuland. Wer im schnellen Wechsel der Länder ein bisschen den Überblick verlor, dem halfen Schilder mit den Flaggen der Länder und kleine Moderationen, sich wieder zurechtzufinden.
Dabei zeigten sich deutlich die unterschiedlichen musikalischen Traditionen, vor allem aber die Klasse der Chöre, Orchester und Solistinnen und Solisten, die hier abwechselnd auf der Bühne standen. Die Jüngsten im Unterstufenchor ließen zum Beispiel auf Japanisch Glühwürmchen wirbeln („Hotaru Koi“), stimmten den „Drunken Sailor“ aus Irland an und baten zusammen mit dem Mittelstufenchor auf Sanskrit um Frieden. Die etwas größeren Sängerinnen und Sänger hatten den „Wellerman“ (Neuseeland) im Gepäck, eine wilden Sprechgesang in der „Fuge der Geographie“ von Ernst Toch, entführten aber auch nach Schottland in „Greensleves“ und nach Frankreich mit „Caresse sur l’océan“ (Solistin: Sophia Rabung). Der Eltern-Lehrer-Schülerchor (Elsch-Chor) weckte wiederum Erinnerungen an und Sehnsucht nach dem Süden in Udo Jürgens „Griechischem Wein“ und Paolo Contes „Azzurro“. Eine ganz andere, zarte Klangwelt eröffnete sich hingegen im schwedischen Volkslied „Uti var hage“ oder im entspannten brasilianischen „Só danço samba“ zusammen mit Solistin Elisabeth Richter.
Unterschiedliche Instrumentalisten sorgten jeweils für die passende Begleitung, mal war es eine Combo aus E-Bass (Hank Radmacher), Cajon (Henri Steffen) und Klavier (Paul Gurti), mal sorgte Pianistin Charline Breunig für die entsprechende Stütze.
Dazu kamen reine Orchesterstücke, etwa „America“ aus Leonard Bernsteins Musical „Westside Story“, sehr schön intoniert vom Orchester SMS, bestehend aus den jüngeren Schülerinnen und Schülern. Sie entführten zudem mit „A song of Peace“ aus Finlandia von Jean Sibelius nach Finnland und mit einem Volkstanz nach Irland.
Sicherlich zu den Höhepunkten zählten die Klavier-Soli von Paul Gurti (Klasse 8a), der zunächst mit Astor Piazzollas „Libertango“ seine technische und musikalische Klasse bewies und später mit einer atemberaubenden „Toccata, op.11“ von Sergei Prokofiev.
Mit wunderbar ausgewogenem Klang präsentierte sich das Samstags-Orchester der älteren Schüler, zum Beispiel mit dem zweiten Satz aus Antonín Dvořáks „Sinfonie aus der neuen Welt“, souveräner Solist war hier Konstiantyn Maslov an der Oboe.
Mächtige und zarte Klangteppiche genauso wie virtuosen Tastenzauber bot Elias Kalla (Klasse 11) am Klavier im ersten Satz aus Edvard Griegs Klavierkonzert a-moll. Er brachte, sehr einfühlsam begleitet vom Samstags-Orchester, mit diesem Werk das Publikum musikalisch nach Norwegen.
Am Ende trafen sich dann alle Chöre und Orchester am Ziel der Reise: Afrika. Mit dem gleichnamigen Stück der Band Toto boten sie einen schwungvollen Abschluss - und kamen nicht ohne eine Zugabe nach Hause, die Hymne „Siyahamba“ bewies, einfach kann eindrucksvoll sein – und der Abend zeigte: für eine Weltreise kann man auch in Saarbrücken bleiben.
Text: Ulrike Stumm