Singen für den Frieden

Nachlese zum Konzert in Verdun

Was für ein Ort! Was für ein Anlass! Was für ein Konzert! Das Friedenskonzert zum 100. Jahrestag des Endes des Erstens Weltkriegs in der Kathedrale von Verdun war für alle Beteiligten ein ganz besonderes Ereignis. Für den großen Auftritt am 11. November 2018 wurden drei Chöre zum Festivalchor der Internationalen Musikfestspiele Saar zusammengeschweißt. Und wir vom Eltern-Lehrer-Schüler Chor des Gymnasiums am Schloss waren dabei.

Bereits Anfang Januar begannen die Proben für die beiden Requien von Wolfgang Amadeus Mozart und Camille Saint-Saëns. Zwei Requien, die dem Chor alles abverlangten. Darauf bereitete uns unsere Chorleiterin Manuela Simmler mit Begeisterung, viel Geduld und noch mehr Gespür für die Musik vor. Dabei war von Anfang an klar, dass es bei dem großen Auftritt weniger aufs Rampenlicht sondern auf das musikalische Gedenken ankommen sollte. 
Und doch: Je näher der Termin für die Aufführung rückte, desto mehr wurden die musikalischen Aspekte von anderen Themen überholt: ARTE würde das Konzert live übertragen, hieß es plötzlich. Seitenweise wurden wir darüber informiert, was wir „fürs Fernsehen“ anzuziehen und wie wir uns zu verhalten hätten. Hinzu kamen Spekulationen über hochrangige Politiker, die angeblich für das Konzert anreisen würden.

Glücklicherweise stand dann am Ende doch weniger die Medienpräsenz und Politprominenz im Vordergrund, sondern das Konzert und die Musik: allen voran Maestro Wladimir Spiwakow und das Orchester der Russischen Nationalphilharmonie; die Solist/innen Sofia Fomina (Sopran), Anke Vondung (Mezzosopran), Ian Storey (Tenor) und Wolfgang Schöne (Bassbariton); und natürlich unser 180-köpfiger Festivalchor.

Es war ein eindrucksvolles und erhabenes Gefühl, im Westchor der Kathedrale von Verdun unter der mächtigen Orgel zu singen – vor 1.200 Besuchern, die gekommen waren, um dem „Ende des Schlachtens“, wie es ARTE annoncierte, zu gedenken: in tiefer Trauer um die Toten, aber auch berechtigter Hoffnung auf den Frieden. Beide Gefühlslagen erklingen in den Requien von Wolfgang Amadeus Mozart und Camille Saint-Saëns. Und wir durften ihnen eine Stimme geben. 

Was für ein Ort! Was für ein Anlass! Was für ein Konzert, das keiner von uns je vergessen wird! Und weil Jede/r das Konzert auf seine oder ihre Weise erlebt hat, haben wir ein paar Stimmen zusammengestellt:

Ralf Christofori

Stimmen aus dem Chor:

Ein fantastisches Projekt, das uns viel Aufwand und Arbeit gekostet hat, aber im Gegenzug wirklich großen Spaß gemacht hat. Fast ein ganzes Jahr haben wir uns die beiden Requien erarbeitet und haben die Stücke kennen und lieben gelernt. Die Zeit, die wir mit intensivem Proben verbracht haben hat sich natürlich gelohnt, so auch der Stress, der beim einen oder anderen vielleicht aufgetaucht ist. 

Das Projekt konnten wir sozusagen auf internationaler Ebene erleben, denn uns hat ein russisches Profi-Orchester begleitet, und wir hatten die Ehre, von dem Dirigenten Wladimir Spiwakow dirigiert zu werden. In der Kathedrale von Verdun sangen wir vor internationalem Publikum.

Für uns als Schülerinnen in unserem Chor war es ganz besonders toll ein Friedenskonzert mit live-Mitschnitt mitgestalten zu dürfen. In der Probenzeit haben wir dadurch, dass drei unterschiedliche Chöre für das Projekt zusammengekommen sind, auch andere Chorleitungen erfahren, was sehr interessant war. 

Dafür, dass wir ein dreiviertel Jahr geprobt haben, ist es kaum zu glauben, dass solch ein großes Projekt in nur zwei Stunden einfach so vorbeigehen kann. Wir werden die beiden Requien mit Sicherheit noch lange weiterhören, denn diese Stücke sind uns ans Herz gewachsen. So etwas kann nicht einfach so schnell losgelassen werden.

Melina Ohlinger (10a) und Emma Schütz (12)

 

Überwältigend war dieses Konzert für mich. Von Anfang bis Ende in der Musik zu sein. Unvergesslich der Moment, als am Ende des Saint Saëns-Requiems der Chor unisono verklingt, der tiefe Bass der Orgel verstummt und der Hoffnungsschimmer eines einzigen zarten Harfenklangs bleibt.

Ralf Christofori

 

Für mich war es eine große Ehre gerade in Verdun zum 100-jährigen Jahrestag des Kriegsendes von 1918 aktiv teilnehmen zu dürfen. Dass das Fernsehen live übertragen hat, war zusätzlich ein spannendes Erlebnis, denn zu sehen, wie viel Organisation und Logistik dazugehört, ahnt man nur entfernt.

Es war ein besonderes Erlebnis mit einem professionellen russischen Orchester aufzutreten und unter Herrn Spiwakow zu singen.

Ich hätte nicht geglaubt, dass meine Stimme gerade die vielen Proben in der letzten Woche ohne Probleme übersteht – dadurch habe ich gemerkt, wie ich mich durch dieses Projekt in den letzten Monaten weiterentwickelt habe. 
Zurück bleibt eine große Zufriedenheit, eine Dankbarkeit, dass wir in Verdun so herzlich aufgenommen worden sind, und ein Konzert, das ich nie vergessen werde.

Sabine Hermann

 

Immer noch bin ich in der Energie unseres Konzertes – nicht nur musikalisch, sondern vor allem in der unmittelbaren Erfahrung von Geschichte. Schon bei der Einfahrt nach Verdun durch die gigantischen Befestigungsanlagen stockte mir der Atem. Bei jedem Schritt in der Stadt und bei jedem Ton, den wir gesungen haben, fühlte ich mich mit den Opfern dieser irrsinnigen Schlacht verbunden. Umso berührender, wie viele französische Freunde nach dem Konzert zu uns kamen und sich bedankt haben. So als hätten wir dem dunklen Klang von Verdun einen neuen hellen Ton hinzugefügt.

Roman Glauben

 

„Unser Dank für dieses besondere Erlebnis gilt unseren Chorleitern, die uns seit Monaten akribisch vorbereitet haben und dem ACCV, der uns unseren Aufenthalt in Verdun so angenehm wie möglich gemacht hat.“

Bernhard Grimm

 

Menschen, die ich liebe, leben in Paris, der Normandie, der Bretagne, dem Rhonetal, der Provence, im Elsass und in Lothringen. Wie könnten wir jemals wieder eine Waffe aufeinander richten? Es ist in erschreckender Weise wahr, dass dies erst möglich geworden ist durch die Opfer zweier verheerender Kriege. Wie könnte ich ihrer nicht in Demut und Ehrfurcht gedenken?

Wie passend war es, 100 Jahre nach dem Ende des Ersten Großen Krieges, am 11.11.2018 in der Kathedrale von Verdun zu stehen und in der Sprache, die unserer gemeinsamen europäischen Kultur zugrunde liegt, zu singen: „Requiem aeternam dona eis Domine et lux perpetua luceat eis.“

Joseph Kühner

Stimmen aus dem WhatsApp-Channel

  • Wow. Ein Wahnsinns-Konzert
  • Sehr beeindruckend.
  • Bravo, Bravo, Bravo zu diesem grandiosen Konzert. Welche ein Gefühl musst du empfunden haben, Teil dieser Aufführung zu sein. Du wirst es dein Leben lang nicht mehr vergessen. Gratulation. Gute Heimfahrt und wieder Bodenhaftung in dieser realen Welt.
  • Es war wunderbar und bewegend.
  • Das war wirklich sehr beeindruckend und wunderbar!!! Chapeau!

 

Links zu Funk und Fernsehen

ARTE live-Mitschnitt des Friedenskonzerts

SR-Beitrag zum Friedenskonzert im Aktuellen Bericht

SR2 Kultur – Nachbericht zum Friedenskonzert

von Administrator, 18. November 2018
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